Modellprojekt „Umnutzung landwirtschaftlicher Altgebäude und Hofanlagen“ zur Vitalisierung der Ortskerne
Led by: | Winrich Voß |
Team: | Nina Streibel |
Year: | 2008 |
Funding: | Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung |
Duration: | 09/2008 - 08/2010 |
Is Finished: | yes |
Projektbeschreibung
Der ländliche Raum ist durch den landwirtschaftlichen Strukturwandel und zunehmend durch die Folgen des demographischen Wandels geprägt. Die Folge sind leer stehende Gebäude, die häufig das Bild der Ortskerne und ihre Funktion beeinträchtigen. Besonders betroffen sind landwirtschaftliche Altgebäude oder Hofanlagen. Vor diesem Hintergrund wurden 2008 auf Initiative des niedersächsischen Landtages 12 Modelldörfer in verschiedenen Regionen des Landes ausgewählt und eine 2-jährige wissenschaftliche Begleitforschung an die Leibniz Universität beauftragt.
Ziel war es, Handlungsempfehlungen für die Akteure der Dorfentwicklung und Anregungen für die zukünftige Ausgestaltung des niedersächsischen Dorferneuerungsprogrammes zu erarbeiten. Dazu hat sich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe gebildet, an der das Geodätische Institut (Prof. Winrich Voß (Projektleitung), Dipl.-Ing. Nina Streibel), das Institut für Umweltplanung (Prof. Dr. Eckard Güldenberg, Dipl.-Ing. Roswitha Kirsch-Stracke) und das Institut für Entwerfen und Städtebau (Dipl.-Ing. Andreas Jürgens) beteiligt gewesen sind. Kooperiert hat das Team mit den jeweiligen Planungsbüros, den Gemeinden sowie den Behörden für Landentwicklung. Im Herbst 2010 wurde der Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitforschung vorgelegt. Die Ergebnisse der Arbeit in Form von Handlungsempfehlungen für die Landesebene, die regionale und die lokale Ebene basieren zunächst auf einer Untersuchung von umnutzungsrelevanten Rahmenbedingungen, die u.a. in einer Dokumentation von erfolgreichen Umnutzungsprojekten erfasst und analysiert wurden. Drei Entwicklungsstrategien werden vorgeschlagen, um die Leerstandsproblematik mittelfristig positiv zu beeinflussen. Weiterhin wurden Maßnahmen und Instrumente zur Förderung von Umnutzungen formuliert, die den Bereichen Finanzierung, Partizipation, Planung und Projektmanagement entstammen. Beispielsweise sollten die beschränkten Fördermöglichkeiten auf Aktivzonen konzentriert, aber dort auch für Rückbaumaßnahmen einsetzbar sein. Neue Projekte verlangen die gezielte und individuelle Ansprache unterschiedlicher Umnutzergruppen und deren organisatorische Unterstützung, z. B. durch Beratung, Öffentlichkeitsarbeit oder Marketingmaßnahmen. Darüber hinaus spielen planerische und rechtliche Instrumente eine bedeutende Rolle. Dabei geht es zum einen darum, die Datengrundlage für die Planung durch eine einheitliche Leerstandserfassung zu verbessern, zum anderen gilt es, planungs- und bauordnungsrechtliche Hemmnisse für Umnutzungen abzubauen. Insgesamt ist die bisher noch überwiegend auf Gestaltungsmaßnahmen ausgelegte Dorferneuerungsplanung stärker auf die Beseitigung struktureller Probleme wie Leerstände auszurichten. In den 12 Modelldörfern wurde durch das Modellprojekt ein Umdenken im Hinblick auf Themen wie Innenentwicklung und Umnutzung initiiert. Die zuständigen Planer und Gemeinden sind auch weiterhin in Arbeitsgruppen aktiv, sodass eine Erprobung der Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung zukünftig in der Praxis erfolgen kann.